Monday 3 September 2012

GIL ISLAND SOUNDS

Der Abend unserer Rueckkehr von Ulric Point gestaltete sich als akkustisches Highlight. Max, ein kanadischer PhD Student, konnte mit seinem Mikrofon etwas sehr spezielles festhalten:  


LIVING ON GIL ISLAND

Tent - Openair Shower - Laughing - Taylor Bight - Plumpsklo - Cohen - Stoneman - Shelter - Elemiah - Porridge - Survey - Tea - Scanning - Wood - Whale Point - Radio - King Pacific Lodge


“The lab, the lab, the house on whale” – “Hi, go ahead” – “Dinner is ready!” – “Oh great we will be there in a minute” – “Okidoki”.

Funkroutine am Abend vor dem Nachtessen. Die Kommunikation zwischen dem Haus, wo sich Herrmanns und Janies 4 Waende sowie die grosse Kueche befinden, und dem Lab vorne auf der Felsnase erfolgt meist ueber Funk. Wir Volunteers schlafen in unseren mitgebrachten Zelten auf der kleinen Felskanzel zwischen Lab und Haus. Tagsueber sind wir in 3-4 Stunden Schichten eingeteilt waehrend denen wir die Bucht und die angrenzenden Meeresarme vor dem Lab (Taylor Bight, Whale Channel, Casanave Passage, Squally Channel) beobachten. Meist sind zwei Personen fuer eine Schicht eingeteilt, so dass sich jemand dem intensiven Absuchen der Meeresoberflaeche nach Walen widmen kann, waehrend die andere Person mit den Dateneingabe und Identifizierung von gesichteten Walen am Computer beschaeftigt. 


Auch zwischen unseren Schichten verbringen wir ‚Volunteers’ viel Zeit im Lab. Die kleine Kochnische ist ein beliebter Ort um Tee zu trinken, ein Buch zu lesen, Morgen- und Mittagessen zu zubereiten, Spiele spielen und dumme Sprueche zu klopfen bzw. neue Abenteuer auszuhecken. Natuerlich halten wir uns nicht immer drinnen auf, sondern versuchen so oft wie moeglich draussen zu sein. So ist in der ersten Zeit ein grosser neuer Holzunterstand entstanden und viiiiiiiiiiel Holz gehackt worden.


Wie finde ich einen Wal?

Wale halten sich bekanntlich den groessten Teil ihres Lebens unter der Wasseroberflaeche auf. Auftauchen muessen sie – wen wunderts – um zu Atmen. Dies erfolgt oft explosionsartig und mit einem deutlich hoerbaren akkustischen Effekt. Fuer einen jungen Walforscher ist dies seine grosse Chance: Augen und vor allem Ohren auf! Auf grosse Distanz ist dieser sogenannte ‚Blow’ das einfachste Praesenzzeichen. Entdeckt man auf diese Weise einen Wal, besteht die grosse Kunst darin, ihn weiter zu verfolgen und die Spezies und sein Verhalten zu bestimmen. Buckelwale sind in der Regel einfach, ein paar ‚Blows’, dann ein tiefes Tauchen, welches mit einer aus dem Wasser gehobenen Fluke signalisiert wird und die Identifikation der Spezies ist bestimmt. Finnwale hingegen sind etwas schwieriger. Meist bewegen sie sich sehr schnell und koennen einzig und allein an ihrem sehr langen Ruecken und ihrer hackenfoermigen Finne bestimmt werden, ihre Fluke zeigen sie (leider) nie. Daher kann es vorkommen, dass man einen ‚Blow’ hoert, jedoch den Wal nicht so schnell findet. Orcas sind sehr schwer auszumachen. Ihre ‚Blows’ sind deutlich schwaecher sichtbar und sie durchbrechen die Wasseroberflaeche nur sehr kurz. Ausserdem zeichnet sich ihre Silouette je nach Winkel deutlich schwaecher ab als die eines Humpy’s.

Einfacher wird es sobald man sich mit dem Boot auf dem Meer bewegt. Rund zwei mal pro Woche faehrt Janie mit jemanden auf Beobachtungstour rund um Gil Island. Dabei wird auch hier nach einem ‚Blow’ gesucht um einen Wal ausfindig zu machen. Das Boot ermoeglicht uns die Wale nah zu beobachten und Identifkationsbilder zu schiessen. Bei Buckelwalen muss die Unterseite der Fluke, bei Finnwalen die Rueckenfinne und bei Orcas die linke Seite der Schwertes und des weissen Fleckes auf dem Ruecken fotographiert werden koennen. Diese Identifikationsbilder werden spaeter am Computer mit unterschiedlichen Datenbanken der einzelnen Spezies abgeglichen und die einzelnen Individuen identifiziert. Mit etwas Glueck laesst sich auf solchen Touren das natuerliche Verhalten und die Interaktionen der einzelnen Individuen beobachten.


Das Gesellschaftliche wird auf Gil Island gross geschrieben. Neben gemeinsamen Schichten wird auch zusammen gekocht, gepaddelt, gebaut und gelacht...

... so verabschiedenten sich eines Nachmittags die drei selbststaendigen jungen Damen fure einen kleinen Spaziergang zum nahe gelegenen Moor. Vier Stunden spaeter ertoente der Funk im Lab mit der Bitte um einen kleinen Nach-Hause-Abhol-Transport. Die Drei, begleitet vom lustigen Hund Cohen, sind ihrer Neugier erlegen und blauen Markierungsbaendern im Wald gefolgt. Sie waren sich ganz sicher, nicht weit vom Haus entfernt wieder aufs Meer zu stossen. (Leider) lagen sie falsch. Als sie vom dichten Regenwald ausgespuckt wurden, fanden sie sich an einem schoenen, kleinen Bach mit Kiesstrand wieder. Als sie ihren Blick hoben und ueber die Landschaft schweifen liessen, erkannten sie die King Pacific Lodge auf der gegenueberliegenden Seite des Whale Channels – oops – diese befindet sich doch mehrere Kilometer vom Haus entfernt?! Das Notfall-Funkgeraet erwies sich als praktisches Mitbringsel fuer Nachmittags-Wanderungen :)


Sunday 2 September 2012

LITTLE GIL CREEK

Sea Lion - Flood - Kayaking - Misty Coast - Bald Eagles - Water - Bear Tracks - Salmon - Exploring


Das Leben auf Gil Island stellt uns vor ungeahnte Herausforderungen. Der Bewegungsradius wird durch wuchernden Regenwald begrenzt und das Meer ist zu kalt um darin schwimmen zu koennen. Die mitgebrachten Kajaks erwiesen sich als das perfekte Mittel um unserem Bewegungsdrang gerecht zu werden. 


In der Naehe von Whalepoint, der Station auf Gil Island, muendet ein kleiner Bach ins Meer. Dieser soll  voller Lachse sein – klingt nach einem lohnenswerten Ziel!



An einem perfekten Sommermorgen gleiten wir durch die Taylor Bight – unsere Heimbucht und Futterschrank von Buckelwalen, welche auf dem Weg vom Whale Channel in den Squally Channel gerne Mal auf einen Happen in dieser Bucht schwenken. Heute Morgen leider nicht. Wir paddeln bei tiefliegendem Nebel entlang der felsigen Kueste, immer wieder steigen Weisskopfseeadler von den Baeumen hoch, begleitet von kraechzenden Raben. Fast waere uns dabei das laute Planschen vor uns entgangen – leicht beunruhigt paddeln wir auf die Stelle, an welcher das Wasser aufschaeumte, zu. Wieder ein lautes Platschen – dieses Mal hinter uns. Herrgott – was ist das? Unvermittelt taucht vor uns ein grosser Seeloewe aus dem Wasser auf und schaut uns neugierig an – uns rasen Schauergeschichten von anderen Kajakern durch den Kopf, von Seeloewen welche Kajaks beinahe zu kentern brachten und dergleichen. Letztendlich ist alle Aufregung umsonst. Die neugierigen Raeuber sind weniger an uns interessiert als an den hunderten von Lachsen welche sich im Aestuar der nun sichtbaren Bachmuendung tummeln. Wir koennen mehr als 10 Weisskopfseeadler zahlen – adulte Tiere mit ihrem Nachwuchs beim Lachsschmaus. Jetzt bei Niedrigwasser sind die Fische in den Gezeitenpools in der Muendung gefangen – easy meal oder fast food so zu sagen. Um die Fischjagd nicht zu unterbrechen steigen wir aus den Kajaks und folgen dem Bach in den Wald. Noch im Aestuar, also im Bereich des Baches welcher von der Flut eingenommen wird, finden wird kopflose Lachse – eine ehemalige Wolfsmahlzeit. Weitere tausende Fische draengen sich in Pools unter Stufen und Wasserfaellen und warten auf ihre Chance um hochzusteigen oder zu springen. Ein faszinierendes Naturschauspiel! Hinter einem quer liegenden Baum finden wir Blut und Fischreste, sowie aufgescharrtes Moos. War das ein Baer? Um uns Gewissheit zu verschaffen folgen wir einem sehr aktuell anmutenden Trail die steile Boeschung hoch. Wir finden wonach wir suchen – ein quer liegender glitschiger Baustamm stellt sich unserer Boeschungskletterei in den Weg. Beim Versuch darueber hinwegzukommen entdecken wir eindeutige Kratzspuren von Baerenkrallen, welche vor kurzer Zeit versucht haben sich an diesem Stamm festzuhacken und dabei darueber hinwegschrammt sind – was machen wir eigentlich noch hier?! – Neugier siegt ueber den Verstand - vielleicht ist es ein Spiritbaer – ein Weisser – wir wuchten uns mit vereinten Kraeften ueber den Stamm und folgen dem Trail noch ein paar Meter. Die dichter werdende Vegetation, sowie die Anwesenheit einer Waldbewohnerin mit dem lieblichen Namen Devils Club, eine wenig anmutende mit Stacheln uebersaehte Schattenpflanze und nicht zuletzt die Gewissheit auf einem Baerentrail unterwegs zu sein ueberreden uns zur Umkehr. Zurueck im Bachbett folgen diesem noch einige hundert Meter – doch keiner der grossen Raeuber zeigt sich.


Einige hundert Springende-Fische-Fotos spaeter wollen wir den Bach wieder verlassen – unsere Scan-Schicht beginnt schliesslich in einer Stunde. Doch was wir sehen laesst uns stocken – die Flut hat beinahe ihre maximale Ausdehnung erreicht, noch dazu eine Springflut. Wir Amateure!! Das haben wir vergessen. Muehsam und sehr langsam kaempfen wir uns durch das Ufergehoelz am Rand der Gezeitenzone – wie wenn wir heute noch nichts aufregendes gemacht haetten! Trockene Fuesse koennen wir vergessen! Den halben Wald in den Haaren und im Kragen macht uns im Moment nur eines Gedanken: Sind unsere Kajaks noch da? Schwimmen die angeschwemmten Baeume an welche wir sie fixiert haben? Wir werden immer nervoeser. Im So-schnell-wie-Moeglichtempo waten wir durch das kalte Meerwasser. Wieder fliegen uns Weisskopfseeadler und Raben um die Ohren – doch wir haben nur noch Augen fuer unsere Kajaks. Da schwimmen sie! Unschuldig liegend sie da – im huefttiefen Wasser an ihren Leinen. Glueck gehabt moechte man sagen.




Zuegig paddeln wir zurueck nach Whalepoint – werden dabei nochmals von der Seeloewen-Truppe erschreckt und von neugierigen Robben ausgespaeht – was fuer ein Start in den Tag!