Sea Lion - Flood - Kayaking - Misty Coast - Bald Eagles - Water - Bear Tracks - Salmon - Exploring
Das Leben auf Gil Island stellt uns vor ungeahnte Herausforderungen. Der
Bewegungsradius wird durch wuchernden Regenwald begrenzt und das Meer ist zu
kalt um darin schwimmen zu koennen. Die mitgebrachten
Kajaks erwiesen sich als das perfekte Mittel um unserem Bewegungsdrang gerecht
zu werden.
In der Naehe von Whalepoint, der Station auf Gil Island, muendet ein
kleiner Bach ins Meer. Dieser soll
voller Lachse sein – klingt nach einem lohnenswerten Ziel!
An einem perfekten Sommermorgen gleiten wir durch die Taylor Bight –
unsere Heimbucht und Futterschrank von Buckelwalen, welche auf dem Weg vom
Whale Channel in den Squally Channel gerne Mal auf einen Happen in dieser Bucht
schwenken. Heute Morgen leider nicht. Wir paddeln bei tiefliegendem Nebel
entlang der felsigen Kueste, immer wieder steigen Weisskopfseeadler von den
Baeumen hoch, begleitet von kraechzenden Raben. Fast waere uns dabei das laute
Planschen vor uns entgangen – leicht beunruhigt paddeln wir auf die Stelle, an
welcher das Wasser aufschaeumte, zu. Wieder ein lautes Platschen – dieses Mal
hinter uns. Herrgott – was ist das? Unvermittelt taucht vor uns ein grosser
Seeloewe aus dem Wasser auf und schaut uns neugierig an – uns rasen
Schauergeschichten von anderen Kajakern durch den Kopf, von Seeloewen welche
Kajaks beinahe zu kentern brachten und dergleichen. Letztendlich ist alle
Aufregung umsonst. Die neugierigen Raeuber sind weniger an uns interessiert als
an den hunderten von Lachsen welche sich im Aestuar der nun sichtbaren Bachmuendung
tummeln. Wir koennen mehr als 10 Weisskopfseeadler zahlen – adulte Tiere mit
ihrem Nachwuchs beim Lachsschmaus. Jetzt bei Niedrigwasser sind die Fische in
den Gezeitenpools in der Muendung gefangen – easy meal oder fast food so zu
sagen. Um die Fischjagd nicht zu unterbrechen steigen wir aus den Kajaks und
folgen dem Bach in den Wald. Noch im Aestuar, also im Bereich des Baches
welcher von der Flut eingenommen wird, finden wird kopflose Lachse – eine
ehemalige Wolfsmahlzeit. Weitere tausende Fische draengen sich in Pools unter
Stufen und Wasserfaellen und warten auf ihre Chance um hochzusteigen oder zu
springen. Ein faszinierendes Naturschauspiel! Hinter einem quer liegenden Baum
finden wir Blut und Fischreste, sowie aufgescharrtes Moos. War das ein Baer? Um
uns Gewissheit zu verschaffen folgen wir einem sehr aktuell anmutenden Trail
die steile Boeschung hoch. Wir finden wonach wir suchen – ein quer liegender
glitschiger Baustamm stellt sich unserer Boeschungskletterei in den Weg. Beim
Versuch darueber hinwegzukommen entdecken wir eindeutige Kratzspuren von
Baerenkrallen, welche vor kurzer Zeit versucht haben sich an diesem Stamm
festzuhacken und dabei darueber hinwegschrammt sind – was machen wir eigentlich
noch hier?! – Neugier siegt ueber den Verstand - vielleicht ist es ein
Spiritbaer – ein Weisser – wir wuchten uns mit vereinten Kraeften ueber den
Stamm und folgen dem Trail noch ein paar Meter. Die dichter werdende
Vegetation, sowie die Anwesenheit einer Waldbewohnerin mit dem lieblichen Namen
Devils Club, eine wenig anmutende mit Stacheln uebersaehte Schattenpflanze und
nicht zuletzt die Gewissheit auf einem Baerentrail unterwegs zu sein ueberreden
uns zur Umkehr. Zurueck im Bachbett folgen diesem noch einige hundert Meter –
doch keiner der grossen Raeuber zeigt sich.
Einige hundert Springende-Fische-Fotos spaeter wollen wir den Bach
wieder verlassen – unsere Scan-Schicht beginnt schliesslich in einer Stunde.
Doch was wir sehen laesst uns stocken – die Flut hat beinahe ihre maximale
Ausdehnung erreicht, noch dazu eine Springflut. Wir Amateure!! Das haben wir
vergessen. Muehsam und sehr langsam kaempfen wir uns durch das Ufergehoelz am
Rand der Gezeitenzone – wie wenn wir heute noch nichts aufregendes gemacht
haetten! Trockene Fuesse koennen wir vergessen! Den halben Wald in den Haaren
und im Kragen macht uns im Moment nur eines Gedanken: Sind unsere Kajaks noch
da? Schwimmen die angeschwemmten Baeume an welche wir sie fixiert haben? Wir
werden immer nervoeser. Im So-schnell-wie-Moeglichtempo waten wir durch das
kalte Meerwasser. Wieder fliegen uns Weisskopfseeadler und Raben um die Ohren –
doch wir haben nur noch Augen fuer unsere Kajaks. Da schwimmen sie! Unschuldig
liegend sie da – im huefttiefen Wasser an ihren Leinen. Glueck gehabt moechte
man sagen.
Zuegig paddeln wir zurueck nach Whalepoint – werden dabei nochmals von
der Seeloewen-Truppe erschreckt und von neugierigen Robben ausgespaeht – was
fuer ein Start in den Tag!